- DIE INFOS ZUM LAND UND ZU DEN LEUTEN -

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"Der Mensch ist frei geboren, doch überall liegt er in Ketten."
- Jean-Jacques Rousseau -


Das Land Algerien - Infos und Geschichte


Algerien ist ein schönes, großes Land, von dem vermutlich nicht allzu viel bekannt ist. Deshalb hier einige zusammengefasste Informationen:
Fläche/Einwohner:
Algerien
Deutschland
2.381.741 km²/ca. 32 Mio.

357.112 km²/ca. 82 Mio.

Geografische Lage:


Algerien ist das größte afrikanische Land. Es ist das mittlere der sog. Maghrebländer und anders als seine „Maghreb-Geschwister“ Marokko und Tunesien (aufgrund seiner eher unsicheren politischen Situation verbunden mit einem relativ aufwendigen Einreiseprozedere) kein übliches touristisches Ziel. Es grenzt im Osten an Tunesien und Libyen, im Süden an Mali und Niger sowie im Westen an Markko und Mauretanien; im Norden befindet sich die Mittelmeerküste.




Die ursprüngliche Bevölkerung des Vielvölkerstaats Algerien (bzw. des gesamten Maghreb) sind verschiedene Berberstämme, die nach der Eroberung durch Araber teilweise arabisiert wurden. Seit einigen Jahrzehnten verschmelzen die verschiedenen Volksgruppen zunehmend.


Hauptsächlich bewohnt (ca. 96 %) wird der sehr gebirgige nördliche Teil, wo ca. 65 % der Bevölkerung in Städten nahe der Mittelmeerküste wohnen. Der weitaus größere Südteil ist nahezu unbesiedelt, weil er von den Wüstenregionen der Sahara eingenommen wird.
Die algerische Flagge



2,3 Mio. Algerier leben im Ausland, davon wiederum über 1,5 Mio. in Frankreich. 25,4 % der Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt.





Die Amtssprache ist Arabisch. Daneben spielt Französisch als Bildungs-, Handels- und Verkehrssprache eine wichtige Rolle. Seit 2002 ist das kabylische Tamazight anerkannte Nationalsprache.

Algeriens Schriftsprache ist entweder Französisch oder Hocharabisch, wobei es eine Initiative der Regierung zum Gebrauch des Hocharabischen gibt. In der Kabylei wird zudem von der jüngeren Generation wieder kabylisches Tamazight geschrieben. Die ältere Generation ist dazu leider nicht mehr in der Lage, da sie noch nicht das Recht hatte, diese Sprache in der Schule zu lernen.



Die Staatsreligion ist der sunnitische Islam. Eine Minderheit (dort lebende Ausländer sowie konvertierte Algerier) gehört dem Christentum an. Nach dem 1992 ausgebrochenen Bürgerkrieg zwischen Regierung und der Islamistischen Heilsfront (FIS), wandten sich viele Menschen (v.a. in der Kabylei) dem Christentum zu. Außerdem gibt es noch eine geringe Anzahl von Juden.


Entgegen vielleicht gängiger Meinung gehören die Maghrebländer nicht zur „Arabischen Welt“, sondern können (als Folge der Eroberung durch Araber) allenfalls als (teil-)arabisiert bezeichnet werden.


Algerien ist ein „reiches“ Land, da es reich an Rohstoffen ist (Erdöl und Erdgas); leider hat das Volk kaum etwas von diesem Reichtum.
Für die Bürger der Europäischen Union spielt Algerien in Zukunft voraussichtlich eine wichtige Rolle in der Energiepolitik (Strom aus der Wüste).

Unruhemeldungen aus (Nord)Afrika bzw. Algerien sind für uns Mitteleuropäer nichts Ungewöhnliches. Allerdings wird meistens nur pauschal gemeldet, dass die Menschen dort beispielsweise wegen zu hoher Lebensmittelpreise oder allgemeiner politischer Unzufriedenheit bzw. im Rahmen von Unruhen anderer „arabischer“ Staaten auf die Straße gehen.
Das ist so nicht ganz richtig. Es mag zwar sicherlich auch die eine oder andere Demonstration aus den genannten Beweggründen stattgefunden haben, aber es dringt so gut wie nichts ins Ausland, dass sich schon seit vielen Jahren die Bewohner der Region Kabylei um Demokratisierung und Selbstverwaltung bemühen.
Ob es aber in Algerien in naher Zukunft zu ebensolchen Revolten wie 2011 beispielsweise in Tunesien oder Ägypten kommt, ist eher fraglich. Das liegt an der Größe des Landes, verbunden mit den verschiedenen Bevölkerungsgruppierungen, von denen beispielsweise die einen mit der Arabisierung einverstanden sind und sich mit dem Islam identifizieren können, die anderen aber beides ablehnen.

Zudem hatte Algerien bereits in den 1980er Jahren seine Revolution, gefolgt von einem langjährigen Bürgerkrieg, welcher die algerische Bevölkerung so gut wie „revolutionsmüde“ gemacht hat.



Ein bisschen Geschichte


Ende des 7. Jahrhunderts
  wird ein Großteil des heutigen Algeriens durch Araber erobert und die Bevölkerung teilweise arabisiert und islamisiert.
Im 8. Jahrhundert
  kommt es wiederholt zu Aufständen der Berber gegen die arabischen Eroberer.
Anfang 16. Jahrhundert
bis
Anfang 19. Jahrhundert
unterstellt sich Algerien der Oberhoheit des Osmanischen Reichs. In dieser Zeit versuchen verschiedene Völker vergeblich, das Land zu erobern (Spanier, Niederländer, Briten und Franzosen).
Ab 1830
  ist Algerien französische Kolonie. Der Berberführer Abd el-Kader (1808 bis 1883) versucht mit seinem Gefolge, die Franzosen zu vertreiben und ein großarabisches Reich zu gründen, scheitert aber 1847 an der Kolonialmacht Frankreich. In den folgenden Jahren kommt es wiederholt zu Aufständen gegen Frankreich. Zahlreiche Franzosen strömen in ihre (Lieblings-)Kolonie und Algerien wird
um die Jahrhundertwende
  ein französisches Département. Die Bevölkerung ist jedoch in Bürger erster und zweiter Klasse unterteilt – in französische Staatsbürger und Nichtfranzosen.
1945
  werden im Rahmen des Aufschwungs der Unabhängigkeitsbewegung nach Unruhen zehntausende Algerier von der französischen Armee getötet.
1947
  wird zwar allen Algeriern die französische Staatsbürgerschaft zuerkannt, dies kann aber den Kampf um die Löslosung von Frankreich nicht aufhalten.
Der von 1954 bis 1962
  geführte Unabhängigkeitskampf bzw. Algerienkrieg (<<dieser Ausdruck ist von Frankreich erst seit 1999 im Sprachgebrauch erlaubt und wird zuvor als Krieg nicht zugegeben) wird von beiden Seiten mit äußerster Härte geführt und gilt als einer der von beiden Seiten am grausamsten geführten Unabhängigkeitskriege.
Am 05.07.1962
  ist Algerien offiziell unabhängig.
Bis 1972
  versucht die Regierung zunächst, durch eine verstärkte Sozialisierungspolitik sowie durch eine Öffnung gegenüber dem Ostblock die wirtschaftliche Abhängigkeit Algeriens von Frankreich zu überwinden.
Ab 1972
  werden auch Kontakte zum Westen geknüpft.
April 1980
  „Berberfrühling“ in der Region Kabylei
Mitte 1988
  brechen schwere Unruhen aus, die zur Aufgabe des Machtmonopols der FLN (algerische Einheitspartei) führten. Ursache sind u.a. hohe Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot.
Ein „Mehrparteiensystem“ wird eingeführt.
1991/1992  
zeichnet sich bei den Parlamentswahlen ein Sieg der Islamischen Heilsfront ab, woraufhin die Wahl abgebrochen wird.
Die Islamisten gründen eine Terrorarmee zur Bekämpfung der staatlichen Organe, was sich darin äußert, dass Terroranschläge verübt wurden. Ein Bürgerkrieg bricht aus.
Am 09.02.1992
  wird der Ausnahmezustand verhängt.
April 2001
  „Schwarzer Frühling“ in der Region Kabylei
23.02.2011
 offizielle Aufhebung des seit 19 Jahren (!!) verhängten Ausnahmezustands; die Situation ist aber dennoch immer noch eher mit der Lage zu Zeiten des Ausnahmezustands vergleichbar.




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